«Wir setzen uns ein für Respekt gegenüber jedem Alter»

    Warum haben Sie sich für die Nationalratswahlen 2019 zum TEAM65+ zusammengeschlossen?
    Wir haben mit Blick auf die Listen der traditionellen Parteien im Kanton Aargau festgestellt, dass die Altersgruppe 65+ im zukünftigen Nationalrat nicht adäquat vertreten sein würde. Ausser mit Ruth Humbel hat keine der etablierten Parteien Kandidaten, die Ü60 sind. Das ist eine klare Diskriminierung dieser Altersgruppe und eigentlich im Widerspruch zur Bundesverfassung.

    Die Mitglieder des TEAM65+ stecken mitten im Wahlkampf. Wie gestaltet sich dieser und welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt gemacht?
    Wir stossen bei der Bevölkerung auf sehr viel Goodwill. Wir spüren, dass es angesichts der demographischen Entwicklung der Bevölkerung in der Schweiz ein immer grösser werdendes Anliegen ist, dass die Seniorengeneration stärker in die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Prozesse integriert bleibt. Die heutigen Seniorinnen und Senioren sind so fit wie nie zuvor. Sie haben ganz klar ein Anrecht auf Mitsprache und Mitgestaltung unserer Lebensgrundlagen.

    Wie beurteilen Sie die zu Ende gehende Legislatur im Parlament, respektive was wurde erreicht, was nicht?
    Aus der Sicht von TEAM65+ begrüssen wir es sehr, dass das Schweizervolk die erste Abstimmung zur Altersvorsorge abgelehnt hat, denn sie hätte zwei Kategorien von AHV-Rentenempfängern geschaffen, die Alten mit Status quo, die Künftigen mit 70 Franken mehr pro Monat. Ausgezeichnet ist es dafür bei den zweiten Abstimmungen gelaufen, die einen jährlichen Zuschuss von 2 Milliarden Franken zur Sicherung des AHV-Ausgleichsfonds gebracht hat. Generell hätten wir uns aber noch mehr politischen Einsatz gegen die schleichende Altersdiskriminierung erhofft. Ein kleiner Lichtblick war immerhin die Erhöhung der Alterslimite von 70 auf 75 Jahre für die verkehrsmedizinische Kontrollunter­suchung der Senioren-Autofahrer.

    Was wollen die Mitglieder des TEAM65+ im NR anpacken?
    Uns vom TEAM65+ eint das Bedürfnis, uns für die Interessen der älteren Generation einzusetzen. Das wollen wir losgelöst von Parteien und Ideologien anstreben, rein sachbezogen, zum Wohle der Seniorinnen und Senioren – was letztlich bedeutet: zum Wohle aller und der ganzen Schweiz. Primär geht es um die langfristige Sicherstellung der Altersvorsorge – eine Problematik, die uns schon seit Jahren in der Schweiz beschäftigt und einer Lösung harrt. Eine moderate Erhöhung des AHV-Alters ist dabei unabdingbar.
    Weiter streben wir die Senkung der Gesundheits- und Pflegekosten an, ohne dabei qualitative Einbussen in Kauf nehmen zu müssen. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten im vorgerückten Alter stehen im Fokus. In einer Welt, die sich immer rascher verändert, dürfen speziell auch die älteren Leute nicht vergessen werden. Dabei geht es uns keineswegs darum, Jung gegen Alt auszuspielen oder die eine Generation höher zu bewerten als die andere – im Gegenteil: Wir setzen uns ein für Respekt gegenüber jedem Alter.

    Bei welchen politischen Geschäften ist dringender Handlungsbedarf notwendig?
    Unser allerwichtigstes Anliegen ist die Sicherstellung der Altersvorsorge. Eine erste wertvolle Aktion hierzu hat Nationalrat Maximilian Reimann, der auf unserer Liste für den weiteren Verbleib im Nationalrat kandidiert, bereits lanciert: Er hat vor wenigen Tagen die parlamentarische Initiative eingereicht, dass die Erträge aus den Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank – es handelt sich dabei notabene um rund 2 Milliarden Franken pro Jahr, bis heute sind das 8 Milliarden Franken! – an die Altersvorsorge gehen sollen. Wir sind überzeugt, dass die Aargauer Bevölkerung die Wichtigkeit dieser Initiative erkennt und daher Maximilian Reimanns Engagement mit entsprechender Stimmabgabe an den Urnen honorieren wird, damit er sich weiterhin wirksam für eine gute Zukunft der älteren Generation in der Schweiz wird einsetzen können. Auch ihm ist es zu verdanken, dass die Senioren erst ab Alter 75 und nicht wie früher mit 70 zur zweijährlichen Fahrtüchtigkeitskontrolle müssen.

    Was wünschen Sie sich persönlich für unser Land?
    Unsere Politik muss erkennen, dass das Konzept der Altersguillotinen nicht tragbar ist. Wir können nur mit einem Parlament, das die Bevölkerung korrekt widerspiegelt, langfristig erfolgreich bleiben.

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