Kaffeeplausch, Katzen und Hardrock – ein Besuch im Tageszentrum

    Das Rotkreuz-Tageszentrum in Aarau (TZA) bietet eine Tagesstruktur für Menschen mit Beeinträchtigung, in der sie sich individuell beschäftigen können. Guido Grünig ist Gast im TZA und erzählt seine Geschichte.

    (Bild: zVg) Guido Grünig schätzt die vielen Aktivitäten im Tageszentrum und den Austausch unter den Tagesgästen.

    Aarau – Guido Grünig ist 50 Jahre alt und besucht das Tageszentrum bereits seit mehreren Jahren. Er kommt aus Köniz und ist für die Arbeit in den Aargau gezogen. Er hat das theologisch-diakonische Seminar absolviert und war anschliessend in einer Stiftung für geistig beeinträchtigte Menschen in Zetzwil tätig. Im Jahr 2011 hatte er auf dem Weg zur Arbeit einen schweren Motorradunfall. Er erlitt eine Hirnverletzung und verbrachte ein ganzes Jahr im Spital. Die Hirnverletzung schränkte ihn stark ein und so konnte er auch nach der Rückkehr zu seiner Frau und seinen fünf Kindern zu Hause nur wenig mithelfen. Eine Haushaltshilfe vermittelte ihn ans Tageszentrum Aarau.

    Routine und Beziehungen
    Im Tageszentrum fand Guido Grünig einen Ort, der ihm wieder eine Routine und die Möglichkeit für soziale Kontakte gab. Er kommt dreimal pro Woche ins TZA und freut sich jeden Morgen auf die Kaffeerunde mit den anderen Gästen. Er beschreibt die Leute im TZA als sehr offen und herzlich. «Man kann sich mit ihnen über alles austauschen, was einen gerade beschäftigt.» In letzter Zeit sprechen sie oft über seinen neuen Kater namens Alex und hoffen, dass es ihm trotz Sturm und Regen beim Rumtoben draussen gutgeht. Guido Grünig sagt: «Für mich sind die Leute hier das Beste.» Er hat Freunde gefunden und findet es grossartig, dass im TZA Menschen mit Beeinträchtigungen, denen es sonst schwerfällt, soziale Kontakte zu pflegen, Leute treffen können und herzlich aufgenommen werden.

    Auch mit den Betreuenden des TZA hat Guido sehr gute Beziehungen. Er schätzt es, wie die Mitarbeitenden auf die einzelnen Gäste eingehen, sie ernst nehmen und ihnen ermöglichen, sich in das Geschehen im TZA einzubringen. Essenswünsche werden umgesetzt und Kreativprojekte möglich gemacht. «Wenn man die Mitarbeitenden fragt, ob man etwas machen kann, dann finden sie sicher einen Weg», so Guido Grünig. Er hat beispielsweise im Juli seinen 50. Geburtstag gefeiert und sich für die Gäste einen Zvieri aus Sandwiches gewünscht. Gemeinsam mit den Betreuenden hat er das organisiert.

    Selbstständig und zufrieden
    Einmal in der Woche erhält Guido Grünig Physiotherapie im TZA. Dort übt er das Gehen, meistens verbunden mit einem Spaziergang zum Coop und wieder zurück. Er hat seit seinem Umfall wieder viel Selbstständigkeit gewonnen und fährt gerne mit dem Velo ins TZA. Inzwischen ist er von seiner Frau geschieden, lebt allein in einer Wohnung in Gränichen und ist ein grosser AC/DC-Fan. Mit seiner Familie hat er viel Kontakt. Auf die Frage, ob er einen Traum hat, den er gerne verwirklichen möchte, antwortet er, «eigentlich lebe ich schon meinen Traum, ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben».

    pd

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